02.05.21

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Eichenprozessionsspinner: Auch mit Atemschutz kein Fall für Hobbygärtner

Auch in NRW breiten sich Eichenprozessionsspinner aus. In diesem Beitrag haben wir zusammengefasst, warum die Bekämpfung der haarigen Zeitgenossen kein Fall für Hobby-Gärtner ist.

Das Wichtigste vorweg: Hobby-Gärtner und andere Privatpersonen sollten auf keinen Fall versuchen, Raupennester selbst zu entfernen. Grund hierfür ist nicht nur die Gefahr für die eigene Gesundheit. Unsachgemäße Entfernung verteilt die Raupenhaare oft über große Flächen und ist selten gründlich genug, um den Befall dauerhaft zu beseitigen. Beauftragen Sie stattdessen einen staatlich anerkannten Schädlingsbekämpfer oder entsprechend ausgerüstete Baumpfleger.

Update: Seit Mai 2020 sind Eichenprozessionsspinner auch wieder im Raum Köln unterwegs. Weitere Informationen erhalten Sie vom Amt für Landschaftspflege und Grünflächen sowie auf der Homepage der Stadt Köln.

Was genau sind Eichenprozessions-Spinner?

Eichenprozessionsspinner sind Schmetterlinge aus der Familie der Zahnspinner. Ihre Raupen sind sogenannte Eichenfraßschädlinge, die oft in Gruppen von 20-30 Tieren auf Nahrungssuche gehen. Der Name "Prozessionsspinner" (lat. Thaumetopoea processionea) kommt daher, dass sich die Tiere bevorzugt im Gänsemarsch fortbewegen. Bekannt sind diese vor allem, da ihre Brennhaare beim Menschen Ausschlag und Atemwegsreizungen auslösen.

Seit ungefähr 20 Jahren breitet sich der Eichenprozessionsspinner auch in Deutschland aus. Inzwischen sind fast alle Bundesländer betroffen. Besonders häufig kommen die Tiere in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt vor. Namensgebenden Raupenprozessionen sieht man vor allem in der Zeit von Mai bis Juli in Eichen-, Kiefern- oder Hainbuchenwäldern. Aber auch auf freistehenden Bäumen an sonnigen Plätzen wie Straßenrändern finden sich zu dieser Jahreszeit Raupen und Gespinste. Die Raupen sind bis zu 5cm groß und leicht zu erkennen. Sie ist an beiden Seiten weißt gefärbt und hat einen dunkelbraunen Streifen auf dem Rücken. Das deutlichste Merkmal sind aber die zahlreichen weißen Haare der Raupe, die ihr ein trügerisch-kuscheliges Aussehen verleihen.

Warum sind PSA und Atemschutz so wichtig?

Die Raupen sind komplett mit giftigen Brennhaaren bedeckt, je nach Verpuppungsstadium bis zu 600.000 Stück. Diese brechen bei Berührung leicht ab und enthalten das Nesselgift Thaumetopoein, das bei Kontakt starke Hautprobleme oder Augenentzündungen auslösen kann. Aufgrund ihrer geringen Größe (Länge etwa 0,2 mm, Durchmesser etwa 0,005 mm) können die Härchen auch leicht eingeatmet werden. Gerät das Gift so in die Atemwege, können sich Nase, Rachen und Bronchien entzünden, in schweren Fällen kommt es zu Atemnot.

Fachpersonal, das sich hiergegen schützen möchte, sollte eine Vollmaske sowie einen Partikelfilter der Stufe P2 oder höher einsetzen. Zusätzlich sollte man bei der Beseitigung von Raupen und Gespinsten einen körperbedeckenden Schutzanzug mit Kopfbedeckung, z.B. Chemikalienschutzanzug gemäß DIN EN 14605 Typ 4B sowie geschlossenes Schuhwerk, z. B. Nitrilstiefel gemäß EN 13832-3 tragen. Auch impermeable Schutzhandschuhe sind Pflicht. Schutzausrüstung alleine macht Hobby-Gärtner übrigens nicht zum Fachpersonal: Man muss auch wissen, wie man die Ausrüstung richtig anlegt, auszieht und reinigt. Die Härchen verteilen sich leicht und bleiben über lange Zeit giftig.

Tipps für Privatpersonen

  • Halten Sie sich von befallenen Gebieten fern und vermeiden Sie Kontakt mit Raupen und Gespinsten.
  • Achten Sie auf Ihre Haustiere, z.B. Hunde beim Auslauf. Auch für Vierbeiner können die Raupen gefährlich werden.
  • Wenn Sie unbeabsichtigt in der Nähe befallener Bäume waren: Duschen Sie gründlich und waschen Sie Ihre Kleidung.
  • Symptome treten oft erst Stunden später oder am nächsten Tag auf. Schließen Sie die Raupen also nicht vorschnell als Ursache für entsprechende Symptome aus.
  • Entfernen Sie Gespinste im Garten nicht selbst, sondern beauftragen Sie einen Schädlingsbekämpfer oder Baumpfleger.
  • Sie haben Befall an öffent­lichen Plätzen entdeckt? Informieren Sie die Gemeindeverwaltung, das Umwelt- oder Gesundheitsamt.
  • Keine Panik: Leichter Kontakt mit den Gifthärchen ist zwar unangenehm, die Symptome sind aber meist nach wenigen Wochen überstanden. In dieser Zeit helfen entzündungshemmende Cremes oder Antihistaminika. Ein Arztbesuch ist trotzdem angeraten, um die geeignete Behandlung zu finden und Komplikationen zu vermeiden.

Weiterführende Links

Hinweise der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Leitfaden des Umwelt Bundesamtes

Hinweise des Umwelt Bundesamtes zum Biozidrecht